Arbeiten 5.0 am UKE: Flexibilität und Zusammenarbeit neu gedacht
Die Arbeitswelt der Pflege befindet sich im Wandel. Neue Modelle und Projekte, die auf die Bedürfnisse von Pflegefachpersonen eingehen, sind dringend erforderlich, um den aktuellen Herausforderungen wie Fachkräftemangel und hoher Arbeitsbelastung zu begegnen. Ein spannendes Beispiel liefert das Projekt Arbeiten 5.0 des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Dieses ambitionierte Vorhaben kombiniert innovative Dienstzeitmodelle mit optimierten Prozessen und legt dabei einen Fokus auf die interprofessionelle Zusammenarbeit. Wir werfen einen genaueren Blick auf die Ziele, Methoden und Erfolge von Arbeiten 5.0 und zeigen auf, welche Ansätze auch für andere Einrichtungen relevant sein könnten.
Ausgangslage: Warum Arbeiten 5.0?
Die Pflege steht vor einem massiven Umbruch. Der demografische Wandel, steigende Versorgungsbedarfe und der Fachkräftemangel fordern neue Ansätze, um Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Am UKE erkannten die Verantwortlichen frühzeitig, dass sowohl die Arbeitszeiten als auch die Abläufe innerhalb der Stationen flexibler und effektiver gestaltet werden müssen, um Pflegefachpersonen langfristig zu halten und die Versorgung von Patient:innen auf höchstem Niveau sicherzustellen.
„Nur ein zufriedenes, gesundes und qualifiziertes Personal kann eine optimale Patient:innenversorgung gewährleisten.“ - Christine Navarro
Arbeiten 5.0 wurde ins Leben gerufen, um genau diesen Herausforderungen zu begegnen. Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit der Techniker Krankenkasse entwickelt und hat das Ziel, die Arbeitswelt der Pflege neu zu gestalten: mit lebensphasenorientierten Dienstzeiten, einer verbesserten Work-Life-Balance und klaren, effizienteren Prozessen, die die interprofessionelle Zusammenarbeit stärken.
„Mit flexiblen Dienstzeiten schaffen wir neue Möglichkeiten, Beruf und Privatleben besser in Einklang zu bringen.“ - Ilja Doronin

Die Kernbausteine von Arbeiten 5.0
Das Projekt kombiniert zwei zentrale Elemente: flexible Dienstzeiten und Prozessoptimierung. Diese gehen Hand in Hand, um eine ganzheitliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.
1. Flexible Dienstzeiten
Eine der zentralen Innovationen von Arbeiten 5.0 ist die Einführung von flexiblen und erweiterten Arbeitszeitmodellen, die den individuellen Lebensrealitäten der Pflegefachpersonen gerecht werden:
- Flexible Start- und Endzeiten: Pflegefachpersonen können in Absprache mit der Stationsleitung ihren Dienstbeginn oder -ende individuell anpassen.
- Kurzdienste: Arbeitszeiten von vier bis sechs Stunden sind besonders für Teilzeitbeschäftigte oder Eltern nach der Elternzeit attraktiv.
- Verlängerte Dienste: 10-Stunden-Schichten bieten die Möglichkeit, die Wochenarbeitszeit schneller zu absolvieren und mehr Freizeitphasen zu schaffen.
- Mobile Arbeit: Für spezifische Aufgaben wie Dokumentationen oder Dienstplanungen besteht die Möglichkeit, im Homeoffice oder anderen Orten im UKE zu arbeiten.
2. Prozessoptimierung
Zusätzlich zu den neuen Dienstzeiten hat das Projekt eine Reihe von Prozessbausteinen entwickelt, um die interprofessionelle Zusammenarbeit zu verbessern:
- Morgendliches Kurzbriefing: Ein kurzer Austausch zwischen allen relevanten Berufsgruppen sorgt für Klarheit über die anstehenden Aufgaben.
- Interprofessionelle Visiten: Pflegefachpersonen und Ärzt:innen besprechen gemeinsam direkt am Patient:innenbett den Versorgungsplan.
- Arzt-/Ärztin-Pflege-Tandem: Für eine definierte Patient:innengruppe arbeiten Pflegefachpersonen und Ärzt:innen eng zusammen.
- Tagesabschlussbesprechung: Am Ende des Tages werden offene Fragen zwischen den Berufsgruppen geklärt.
Erfolgsfaktoren: Wie arbeitet Arbeiten 5.0?
Ein entscheidender Erfolgsfaktor des Projekts ist die partizipative Gestaltung. Von Anfang an wurden Pflegefachpersonen, Ärzt:innen und andere Berufsgruppen aktiv in die Entwicklung und Umsetzung eingebunden. Durch Workshops und Fokusgruppen konnten Bedürfnisse identifiziert und Lösungen erarbeitet werden, die den Arbeitsalltag wirklich verbessern.
Außerdem wurde der Pilotphase eine zentrale Rolle eingeräumt. Drei unterschiedliche Stationen – eine Intensivstation, eine onkologische Station und eine allgemeinchirurgische Station – dienten als Testfelder. Mithilfe von Prä- und Postbefragungen sowie Fokusgruppen-Interviews konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die in den Rollout einflossen.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Trotz der positiven Resonanz und der Erfolge von Arbeiten 5.0 standen die Verantwortlichen vor einigen Herausforderungen. Ein zentraler Punkt war die Nachhaltigkeit der Prozessbausteine, insbesondere in Bereichen mit hoher Personalfluktuation. Beispielsweise erforderte das Arzt-/Ärztin-Pflege-Tandem kontinuierliche Anpassungen, da neue Mitarbeitende regelmäßig in die Strukturen eingeführt werden mussten. Auch die Vielfalt der Dienstzeiten stellte zunächst eine Hürde dar, da sie die Dienstplanerstellung komplexer machte. Durch enge Zusammenarbeit mit den Teams und flexible Anpassungen konnte jedoch eine Balance gefunden werden. Ein weiteres Hindernis war die Sicherstellung einer breiten Akzeptanz, insbesondere bei Mitarbeitenden, die sich an bestehende Strukturen gewöhnt hatten. Hier bewährte sich der partizipative Ansatz des Projekts, der von Beginn an die Mitarbeitenden aktiv einbezog.
Evaluation und Ausblick
Das Projekt wird aktuell von der Universität Hamburg evaluiert. Erste Ergebnisse zeigen, dass Arbeiten 5.0 nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht, sondern auch positive Effekte auf die Patient:innenversorgung hat. Ein Abschlussbericht wird für Anfang 2026 erwartet.
Die langfristige Vision des Projekts ist es, die gewonnenen Erkenntnisse nachhaltig im Arbeitsalltag zu verankern und kontinuierlich weiterzuentwickeln. Auch andere Einrichtungen können von den Erfahrungen profitieren und die Ansätze an ihre eigenen Bedürfnisse anpassen.
Fazit
Arbeiten 5.0 zeigt, wie innovative Konzepte zur Gestaltung von Arbeitszeiten und Prozessen die Arbeitsbedingungen von Pflegefachpersonen verbessern können. Mit Flexibilität, interprofessioneller Zusammenarbeit und einer klaren Orientierung an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden setzt das UKE neue Maßstäbe. Das Projekt ist ein Vorbild für andere Kliniken, die ihre Arbeitswelt zukunftssicher und mitarbeiterorientiert gestalten möchten.
E-Mailkontakt zum Projektteam über: arbeiten5.0@uke.de
Unsere weiteren Inhalte zum Thema:


Veranstaltungen und Aufrufe
Jobs
Das BMBF-Projekt PATIENCE - Partizipatives Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur Entwicklung, Implementierung und Evaluation einer Advanced Practice Nurse für alterstraumatologische Patient:innen, das in einer Kooperation zwischen der FH Münster, der EvH Bochum, den BG Kliniken und dem Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum durchgeführt wird, zielt darauf ab ein Rollen- und Aufgabenprofil für eine Advanced Practice Nurse partizpativ zu entwickeln, zu erproben und hinsichtlich seiner Tragfähigkeit zu evaluieren.
👉 Informationen zur Stellenanzeige
Neues aus der Übergabe-Community
- Bundestagswahl 2025
- Pflegeprozesssteuerung
- Freiheitsentziehende Maßnahmen
- Sammlung der Studiengänge aus unserer Community
- Der große “ich stelle mich vor” Thread
- Qualifikationsarbeiten in unserem Podcast!


Diskussion