Wirkung von Leitfäden zur Dekubitusprävention bei Kindern

#9| 27.07.2023

Im neuen Briefing werfen wir einen Blick auf die Prävention von Dekubiti bei Kindern. Lydia Bauernfeind hat diese Studie ausgewählt und zeigt auf, dass die Dekubitusprävention auch bei Kindern eine relevante Rolle in der professionellen Pflege spielt. Die Studie zeigt, welche Maßnahmen wirksam gegen die Entstehung von Druckgeschwüren sind – die Du auch in der täglichen Praxis anwenden kannst!

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Zusammengefasst von

Studien-Charakteristika

  • Autor:innen: Uysal, G., Sönmez Düzkaya, D., Yakut, T., & Bozkurt, G.
  • Jahr: Mai 2020
  • Land: Türkei
  • Design: Prä-Post-Interventionsstudie
  • DOI: https://doi.org/10.1016/j.socscimed.2019.01.031

Was war das Ziel der Studie?

Ziel dieser Studie war es, die Wirksamkeit eines Leitfadens zur Dekubitusprävention im Setting „Pädiatrische Intensivstation“ auf das Auftreten von Druckverletzungen zu ermitteln.

Warum ist das wichtig?

Kinder, welche eine Intensivbehandlung benötigen, sind einem erhöhten Risiko für Druckverletzungen ausgesetzt. Immobilität, feuchte Haut, kritische Erkrankungen, Unterernährung, Infektionen, Anämie, Veränderung der Gewebeperfusion oder der Sauerstoffsättigung, Medikamente und durch Geräte verursachter Druck können Risikofaktoren sein. Die Berücksichtigung dieser Risikofaktoren in der Pflegeplanung ist daher essenziell, um Druckverletzungen vorzubeugen.

Warum hast du diese Studie gewählt?

Pflegepersonen sind für die sichere Prävention von Druckverletzungen verantwortlich. Unzureichende Kenntnisse und Fähigkeiten zur Dekubitusprävention können die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von Dekubitus erhöhen, daher müssen Pflegepersonen in diesem Bereich regelmäßig geschult werden. Das Wissen über Dekubitusprävention hilft Pflegepersonen besser zu entscheiden, welche Patient:innen präventiv behandelt werden sollten und welche Präventionen wie angewendet werden müssen. Ich habe diese Studie gewählt, da ich zurzeit ein Literaturreview zum Thema Dekubitusprävention bei Kindern verfasse und einen eigenen Dekubituspräventionsleitfaden erstellt habe, welcher aktuell in einem Kinderkrankenhaus getestet wird.

Erläuterung des Kernthemas

Ein Dekubitus ist eine lokale Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Weichgewebes, meist über einem Knochenvorsprung oder im Zusammenhang mit einem (medizinischen) Gerät. Druckverletzungen können als intakte Haut oder als offene Verletzungen auftreten und schmerzhaft sein. Solche Verletzungen entstehen durch starken und/oder anhaltenden Druck oder Druck in Kombination mit Scherkräften. Druckverletzungen beeinträchtigen die Lebensqualität aufgrund von Schmerzen und Infektionen, verlängern den Krankenhausaufenthalt und erhöhen die Pflegekosten. In der Literatur wird zunehmend die Implementierung von „Maßnahmenpaketen“ zur Dekubitusprävention empfohlen, um Druckverletzungen wirksam vorzubeugen. Dekubituspräventionspakete befassen sich mit den höchsten Risikofaktoren für Druckverletzungen, zu denen das Vorhandensein (medizinischer) Geräte, Feuchtigkeit, Ernährung, Sauerstoffversorgung des Gewebes, Immobilität, Hautintegrität und Auflageflächen gehören können.

Was wurde untersucht?

Es wurden 181 Kinder zwischen 0 und 18 Jahren in der Kontrollgruppe (vor der Implementierung des Dekubituspräventionsleitfadens) und 165 Kinder zwischen 0 und 18 Jahren in der Interventionsgruppe (nach Implementierung des Dekubituspräventionsleitfadens) untersucht.

Was wurde herausgefunden?

  • Im Hinblick auf die Schwierigkeiten und Belastungen, die ein Dekubitus mit sich bringt ist es essenziell, Druckverletzungen zu verhindern, bevor sie auftreten.
  • Vor der Implementierung des Dekubituspräventionsleitfadens trat bei 9,4 % der Kinder Druckverletzungen auf. Nach der Implementierung konnte nur mehr bei 3,6 % der Kinder ein Dekubitus festgestellt werden.
  • Die Ergebnisse zeigen weiter, dass das Risiko von Druckverletzungen verringert wurde und die Druckverletzungen auch später auftraten, wenn ein evidenzbasierter Leitfaden zur Prävention von Dekubiti verwendet wurde.
  • Die Qualität der Pflege wurde durch die Bereitstellung evidenzbasierter Präventionsleitfäden, der Bewertung des Dekubitusrisikos und einer frühzeitigen Diagnose deutlich verbessert.

Wie verlässlich sind die Ergebnisse?

Die Daten wurden nur in einem Krankenhaus gesammelt, weshalb die Ergebnisse nicht verallgemeinert werden können. Es gibt jedoch auch weitere Studien, die ähnliche Ergebnisse publiziert haben.

Wie lassen sich diese Ergebnisse für die Praxis nutzen?

Folgende Punkte wurden in dem verwendeten Dekubituspräventionsleitfadens in der Studie umgesetzt und können in der pflegerischen Praxis genutzt werden:

  • Risiko
    • Tägliche Beurteilung des Dekubitusrisikos mittels Assessmentinstrument
  • Hautuntersuchung
    • Haut vor jedem Schichtwechsel untersuchen und dabei auf Temperatur, Hautveränderungen, Verhärtungen, Ödeme sowie auf druckbedingte Schmerzen achten
    • Außerdem die Haut auf Druck durch medizinische Geräte untersuchen
    • Trockene Hautstellen eincremen
    • Barrierewirksame Produkte einsetzen
  • Positionsänderung
    • Verhindern, dass die Kinder länger als zwei Stunden in der gleichen Position bleiben
    • Für Fersen und Ellbogen Positionsierungshilfen verwenden
  • Ernährung
    • Für eine altersentsprechende, angemessene und ausgewogene Ernährung sorgen
    • wenn möglich enterale Ernährung ermöglichen.
    • Gewichtsverlust und Dehydrierung überwachen