Checkliste zur Vermeidung unerwünschter Ereignisse auf neonatologischen Intensivstationen
#15 | 19.10.2023
Im neuesten Briefing befasst sich Lydia Bauernfeind mit der Sicherheit von Neugeborenen auf der neonatologischen Intensivstation. Für diese vulnerable Gruppe wurde in der gesichteten Studie eine Checkliste zur Vermeidung von unerwünschten Ereignissen entwickelt und inhaltsvalidiert. Dieses Tool hat das Potenzial, die Versorgung von Kindern auf der NICU sicherer zu gestalten.
Viel Spaß mit dem neuen Briefing!
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Zusammengefasst von
Studien-Charakteristika
- Autor:innen: Manzo et al.
- Jahr: Juni 2021
- Land: Brasilien
- Design: Literatur Review & Inhaltsvalidierung mittels Online-Survey
- DOI: https://doi.org/10.1111/nicc.12831
Was war das Ziel der Studie?
Unerwünschte Ereignisse werden als Ereignisse oder Umstände definiert, welche zu einem unnötigen Schaden für einen Menschen hätten führen können oder geführt haben. Zu diesen Eregnissen gehören „Beinahe-Unfälle“, bei denen der Fehler erkannt wird, bevor dieser die Patient:innen „erreicht“, Fehler die keinen Schaden verursachen und solche, die zu einem erkennbaren Schaden führen. Bei Neugeborenen und Säuglingen auf NICU können solche Ereignisse häufig verzeichnet werden. Es hat sich gezeigt, dass Pflegechecklisten die Kommunikation verbessern, das Auftreten unterwünschte Ereignisse reduzieren und eine sichere, qualitativ hochwertige Pflege in verschiedenen Pflegeumgebungen fördern. Bisher gab es jedoch noch keine validierte Checkliste für die sichere Patient:innenversorgung auf Neugeborenen-Intensivstationen.
Warum ist das wichtig?
Angesichts des Risikos unerwünschter Ereignisse in der Neugeborenenpopulation besteht ein dringender Bedarf, die Erkennung unerwünschter Ereignisse zu fördern und gleichzeitig eine Unterberichtserstattung zu vermeiden. Der Einsatz von Tools, wie z.B. Checklisten können das Bewusstsein für unerwünschte Ereignisse schärfen und so möglicherweise verhindern.
Warum hast du diese Studie gewählt?
Die Versorgung von Patient:innen auf der NICU ist hochkomplex und es müssen viele Aspekte berücksichtigt werden. Ein Instrument zur Vermeidung von unerwünschten Ereignissen kann Pflegepersonen dabei unterstützen, sämtliche essenziellen Aspekte zu berücksichtigen und bietet die Möglichkeit, Entscheidungen anhand evidenzbasierter Erkenntnisse zu treffen.
Erläuterung des Kernthemas
Die Entwicklung und Validierung einer Pflegecheckliste auf der Grundlage der Patient:innensicherheit zur Vermeidung unerwünschte Ereignisse während des Krankenhausaufenthalts von Kindern auf der neonatologischen Intensivstation ist eine wichtige Strategie zur Vermeidung dieser Ereignisse und zur Verbesserung der Arbeitsprozesse in der Pflege. Aufgrund der erheblichen negativen Ergebnisse im Zusammenhang mit unerwünschten Ereignissen auf der NICU und des Fehlens validierter Instrumente zur Steuerung einer sicheren Pflege, wurde in dieser Studie eine „Checkliste für die sichere Pflege von Kindern auf NICU“ anhand aktueller wissenschaftlicher Literatur entwickelt und validiert.
Was wurde untersucht?
Die Studie wurde in zwei Phasen aufgeteilt. Phase eins bestand aus der Instrumententwicklung und Phase zwei umfasste die Inhaltsvalidierung durch ein Expert:innengremium aus Pflegepersonen. Info zu Inhaltsvalidität: dabei handelt es sich um eine Überprüfung, ob die durch Messungen erfassten Inhalte denjenigen Inhalt darstellen, welcher gemessen werden soll.
Was wurde herausgefunden?
- Kinder auf NICU sind extrem anfällig für unerwünschte Ereignisse.
- Daher ist es wichtig, dass diese während des gesamten Aufenthalts eine konsistente und evidenzbasierte Betreuung erhalten, wobei der Schwerpunkt auf der Patient:innensicherheit liegt.
- Mehrere Faktoren können zur Nichteinhaltung sicherer Praktiken in Bezug auf die Pflege der Patient:innen beitragen.
- Der Einsatz von Hilfsmitteln, wie z.B. Checklisten, kann das Bewusstsein für unerwünschte Ereignisse schärfen und diese somit potenziell verhindern.
Wie verlässlich sind die Ergebnisse?
Da Inhaltsvalidität eher schwierig zu überprüfen ist, würde eine einzelne Erhebung hier nicht ausreichen. Die Autor:innen haben deshalb in drei separaten Runden Pflegeexpert:innen befragt und nach jeder Befragung die Checkliste adaptiert. Die Autor:innen verweisen jedoch auf die notwendige Anpassung der Checkliste an die individuellen Merkmale jeder neonatologischen Intensivstation und der in der Einrichtung beschäftigten Pflegepersonen, um eine Anwendbarkeit im Arbeitsprozess sicherzustellen und so die größtmögliche Verbesserung für die Sicherheit der Patient:innen zu erreichen.
Wie lassen sich diese Ergebnisse für die Praxis nutzen?
- Das endgültig validierte Instrument umfasst insgesamt 45 Elemente, bestehend aus 21 Pflegemaßnahmen, 21 Anweisungen zur Durchführung der Maßnahmen sowie drei Elemente im Zusammenhang mit Patient:inneninformationen.
- Das Instrument ist in sechs Dimensionen gegliedert, darunter Patient:innenidentifikation, effektive Kommunikation, Medikamentensicherheit, Infektionsprävention, Sturzprävention und Prävention von Druck-/Hautverletzungen.
- Die Checkliste bzw. einzelne Dimensionen können von Pflegepersonen als Unterstützung verwendet werden, um die sichere Versorgung von Kindern auf NICU zu fördern, Korrekturstrategien anzuleiten und Entscheidungen auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse zu treffen und zu fördern. Des weiteren ermöglicht das Instrument eine Standardisierung in der Versorgung von Patient:innen auf der NICU.
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