Non-pharmakologische Interventionen bei präoperativer Angst
#6 | 15.06.2023
Was reduziert Angst bei operativen Eingriffen? Fritz Sterr stellt ein Review vor, was dieses wichtige Thema aufgreift. Eine Vielzahl von Studien wurden auf diese Fragestellung hin untersucht, um Maßnahmen herauszukristallisieren, welche die Angst von Patient:innen vor Operationen reduzieren können. Und das Beste: sie sind in der Praxis hervorragend anwendbar!
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Zusammengefasst von
Studien-Charakteristika
- Autor:innen: Agüero-Millan, B., Abajas-Bustillo, R., Ortego-Maté, C.
- Jahr: Mai 2023
- Land: verschiedene
- Design: Systematisches Review über systematische Reviews
- DOI: https://doi.org/10.1111/jocn.16755
Was war das Ziel der Studie?
Die vorliegenden Arbeiten zu non-pharmakologischen Interventionen bei präoperativer Angst zeigen verschiedene Ergebnisse. Die Übersichtsarbeit von Agüero-Millan et al. (2023) will diese Interventionen zusammenstellen und deren Wirksamkeit reflektieren.
Warum ist das wichtig?
Für die Versorgenden in den Einrichtungen ist nicht klar, welche Maßnahmen sie ergreifen sollen, da die zugrundeliegenden Arbeiten kontroverse Ergebnisse liefern.
Über 50 % der Patient:innen erleben Angst vor einer Operation. Präoperative Angst kann nachweislich den Blutdruck, die Herzfrequenz, die Morbidität und das Schmerzlevel erhöhen. Auch der Bedarf an intraoperativen Sedativa sowie postoperative Komplikationen (Übelkeit, Fatigue, Tachykardie, respiratorische Probleme) können steigen. Der präoperativen Angst wird bis heute in den meisten Fällen mit angstlösenden und sedierenden Medikamenten begegnet, obwohl im letzten Jahrzehnt viele Forschungsarbeiten zu non-pharmakologischen Interventionen veröffentlicht wurden.
Warum hast du diese Studie gewählt?
Diese Studie macht deutlich, wie viel Forschung bereits zu unterschiedlichen pflegespezifischen Themen vorliegt. Zentral ist, dass dieses Wissen in die Versorgung überführt wird. Dazu können akademisierte Pflegende in der Versorgung, Journal Clubs, Wissensplattformen, stetige Fort- und Weiterbildungen und andere Maßnahmen dienen.
Was wurde untersucht?
Die systematische Übersichtsarbeit hat insgesamt 17 systematische Übersichtsarbeiten mit 188 Primärstudien und 16.884 Patient:innen eingeschlossen. Analysiert wurden 16 verschiedene Interventionen zur Verhinderung oder Senkung von präoperativer Angst.
Was wurde herausgefunden?
- Die Übersichtsarbeit gibt insgesamt 87 Studien an, die die präoperative Angst von Patient:innen signifikant reduzieren konnten.
- Zu den wirksamen non-pharmakologischen Interventionen bei Erwachsenen gehören das Abspielen von entspannter und vertrauter Musik sowie Massagen, v.a. der Hände.
- Bei Kindern helfen insbesondere die Ablenkung durch Bilder, Videos oder Virtual Reality sowie der Einsatz von Klinik-Clowns.
Wie verlässlich sind die Ergebnisse?
Die systematische Übersichtsarbeit greift auf aktuelle Arbeiten aus den letzten 10 Jahren zurück und ist damit sehr aktuell. Zehn der eingeschlossenen Reviews sind von hoher, drei von mittlerer und vier von geringer methodischer Qualität. Die vorliegende Arbeit hat lediglich eine Beschreibung der bereits vorhandenen Ergebnisse durchgeführt, eine Neuberechnung oder Meta-Analyse ist nicht erfolgt.
Wie lassen sich diese Ergebnisse für die Praxis nutzen?
Diese Übersichtsarbeit zeigt auf, welche Maßnahmen bereits wissenschaftlich untersucht wurden und nachweislich wirksam sind. Festzuhalten ist, dass es eine Sensibilisierung aller Versorgenden hinsichtlich präoperativer Angst benötigt. Bedarfe sollten bereits auf den Stationen und vor dem Aufwachraum erkannt und anschließend Interventionen initiiert werden. In Verantwortung stehen v.a. Pflegefachpersonen, die eine zentrale Rolle in der prä- und postoperativen Versorgung inne haben.
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