Gefahr einer Mangelernährung älterer Patient:innen im Krankenhaus
#5 | 01.06.2023
Eine Querschnittstudie untersuchte den Zusammenhang zwischen Pflegediagnosen und dem Ernährungszustand von Patient:innen im Krankenhaus. Florian Fliehe gibt einen guten Überblick zu dieser Studie und stellt heraus, wo das Problem der Ernährung im Krankenhaus liegt und wie in der Praxis ein besserer Umgang gelingen kann.
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Zusammengefasst von
Studien-Charakteristika
- Autor:innen: Silvia Brunner, Hanna Mayer, Michael Dietrich, Matthias Breidert, Karin Blum, Maria Müller-Staub
- Jahr: Oktober 2022
- Land: Schweiz
- Design: quantitatives Querschnittsdesign
- DOI: https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000844
Was war das Ziel der Studie?
Die Studie untersucht den Ernährungszustand älterer Patient:innen im Krankenhaus in Bezug auf Kalorien- und Proteinbedarf. Sie zielt auch darauf ab, den Zusammenhang zwischen Pflegediagnosen, medizinischen Diagnosen und Ernährungszustand zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen interdisziplinären Behandlungsteams helfen, Entscheidungen über Interventionen zu treffen.
Warum ist das wichtig?
Patient:innen über 80 haben ein höheres Risiko für Mangelernährung, was zu Infektionen, Verwirrung, Stürzen und höherer Sterblichkeit führt. Mangelernährung kann durch verschiedene Faktoren, wie Appetitlosigkeit, Geschmacksveränderungen und Medikamente verursacht werden. Schmerzen und die Kultur des Behandlungsteams können die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen. Es fehlt an systematischer Erfassung und Forschung zu diesem Thema.
Warum hast du diese Studie gewählt?
Ich erlebe es in der Praxis oft, dass Patient:innen im Verlauf ihres Krankenhausaufenthaltes stark abnehmen oder ihnen die Kraft fehlt, an Therapien mitzuwirken. Die Studie gibt gute Implikationen für Ansatzpunkte, um den Ernährungszustand von besonders älteren Menschen zu verbessern. Allein durch die Sensibilisierung für das Thema, könnte schon ein positiver Effekt auftreten.
Was wurde untersucht?
In der Studie wurde der Ernährungszustand von 213 Patient:innen untersucht, von denen 63 auf einer geriatrischen, 63 auf einer chirurgischen und 87 auf einer internistischen Station behandelt wurden. Der Ernährungszustand wurde über einen Zeitraum von fünf Tagen anhand der Kalorien- und Proteinbedarfsdeckung während insgesamt 15 Mahlzeiten pro Patient:in ermittelt.
Was wurde herausgefunden?
- Protein- und Kalorienbedarfsdeckungsgrade hängen vom Behandlungsbereich und der Teamkultur ab.
- Die Gruppe der „Gut-Ernährten“ zeigt die Bedeutung von interprofessionellen Behandlungsteams auf.
- Strukturierte Rapporte (Übergaben) und der systematische Einbezug von Ernährungstherapeut:innen können Mangelernährung älterer Patient:innen verhindern.
- Eine sichtbare Dokumentation der Gefahr von Mangelernährung ist wichtig.
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist entscheidend, um den Ernährungszustand älterer Patient:innen zu verbessern.
Wie verlässlich sind die Ergebnisse?
Die Stärke dieser Studie liegt in der Einbeziehung älterer hospitalisierter Patient:innen, einschließlich solcher mit veränderter Kognition. Es gibt jedoch Limitationen hinsichtlich der Datenqualität und der begrenzten Anzahl von eingeschlossenen Patient:innen. Die Heterogenität der Stichprobe bietet Chancen, aber die Verallgemeinerung der Ergebnisse ist begrenzt.
Wie lassen sich diese Ergebnisse für die Praxis nutzen?
Die Ergebnisse können direkt in die Praxis getragen werden. Sie zeigt gut, in welchen Bereichen Patient:innen für eine Mangelernährung gefährdet sind. So können beispielsweise Methoden zur Erfassung der Mangelernährung bei vulnerablen Patient:innen implementiert werden. Auf der anderen Seite können die Ergebnisse auch für die Fortbildung genutzt werden, um in betroffenen Bereichen die Sensibilität gegenüber einer Mangelernährung zu erhöhen.
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