Das Erleben einer maschinellen Beatmung

#11 | 24.08.2023

Im neuen Briefing stellt euch Fritz eine Studie über das Erleben von beatmeten Patient:innen vor. Es wird erklärt, was Betroffene empfinden und welche Gefühle sie in dieser Zeit erleben. Auch wird dargestellt, dass Patient:innen, die sich nicht äußern können, einen Bedarf an Informationen und Reorientierung haben.
Viel Spaß beim Lesen!

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Zusammengefasst von

Studien-Charakteristika

  • Autor:innen: Mette Baumgarten, Ingrid Poulsen
  • Jahr: Juni 2015
  • Land: Dänemark
  • Design: Metasynthese
  • DOI: https://doi.org/10.1111/scs.12177

Was war das Ziel der Studie?

Ziel der Arbeit war es, bestehende Studien zum Erleben der maschinellen Beatmung auf der Intensivstation zu identifizieren, dortiges Wissen zu extrahieren und daraus neue Erkenntnisse in einer Evidenzsynthese abzuleiten.

Warum ist das wichtig?

Verschiedene Arbeiten haben sich bereits mit dem Erleben von Intensivpatient:innen beschäftigt. Mittlerweile liegt ein breiter Literaturfundus vor. Was fehlt, ist eine Übersicht und Zusammenstellung der bestehenden Evidenz.

Erläuterung des Kernthemas

Die Beatmung ist eine häufige Intervention auf Intensivstationen, die der Behandlung respiratorischer Erkrankungen dient. Die Zahl beatmeter Patient:innen steigt von Jahr zu Jahr und aus der Evidenz geht hervor, dass die Betroffenen unabhängig ihres Bewusstseinszustandes wahrnehmungsfähig sind.

Was wurde untersucht?

Konkret wurde das Erleben der invasiven maschinellen Beatmung von Patient:innen auf Intensivstationen untersucht. Dazu ist eine systematische Literaturrecherche erfolgt. Nach Sichtung von 16 Treffern wurden 9 Studien in die Analyse eingeschlossen.

Was wurde herausgefunden?

  • Patient:innen erleben physischen Discomfort durch Katheter, Drainagen, Tubus, Schmerzen und das Absaugen
  • Sie empfinden Angst, Furcht und Hoffnungslosigkeit durch die akute Situation
  • Die eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit führt zu Autonomieverlust und Fremdbestimmung
  • Betroffene verlieren den Bezug zur Realität, die Zeit fühlt sich viel länger an und sie befinden sich in einem permanenten Schwebezustand, in einem „Dazwischen“
  • Patient:innen haben einen großen Bedarf an stetiger Information und kontinuierlicher Begleitung durch Versorgende

Wie verlässlich sind die Ergebnisse?

In der Metasynthese wurden Ergebnisse aus insgesamt 9 Studien zusammengeführt. Dabei wurde transparent und methodisch sauber gearbeitet. Zu beachten ist, dass nur Studien aus Norwegen, Dänemark, Schweden und Island eingeschlossen wurden, weshalb die Übertragbarkeit auf andere Regionen eingeschränkt ist.

Wie lassen sich diese Ergebnisse für die Praxis nutzen?

Pflegefachkräfte sind für die Versorgung beatmeter Patient:innen in zentraler Rolle. Sie müssen deren Bedarfe erkennen, um die Betroffenen optimal in deren Genesungsprozess einbinden zu können. Angehörige werden von den Patient:innen als essentielle Ressource beschrieben und müssen in die Versorgung integriert werden.