Die Übergabe Briefings

Einfluss von pflegegeleiteten Critical Care Outreach Teams auf die Mortalitätsrate von Patienten im Krankenhaus

#16 | 02.11.2023

Im neuesten Briefing zeigt euch Florian, wieso die Einführung eines pflegegeleiteten Critical Care Outreach Teams ein wichtiger Schritt zu mehr Patient:innensicherheit ist und welchen Einfluss dieses auf die Mortalitätsrate, die Liegedauer und das Ausrufen innerklinischer Notfälle hat.
 
Viel Spaß mit dem neuen Briefing!




Zusammengefasst von


Studien-Charakteristika


  • Autor:innen: Garry, Rohan, O´Connor, Patton und Moore
  • Jahr: Oktober 2018
  • Land: Irland
  • Design: Systematische Literatur Review
  • DOI: https://doi.org/10.1111/nicc.12391

Was war das Ziel der Studie?

Verschiedene Studien haben sich bereits mit Critical Care Outreach (Kurz CCO) befasst. Die wenigsten unterscheiden dabei jedoch zwischen pflegegeleiteten Team und ärztlich geleiteten Teams. Die betrachtete Studie vergleicht beide Varianten und  untersucht den Effekt mit Blick auf die Mortalitätsrate der Patient:innen.

Warum ist das wichtig?

Viele Patient:innen zeigen in der Klinik schon im Vorfeld außerhalb der Intensivstationen Anzeichen einer Verschlechterung und/oder eines schlechten Gesundheitszustandes. Das Versagen bei der Identifikation dieser kritisch kranker Patient:innen führt zu unnötigen Todesfällen oder zu vermeidbaren Einweisungen auf die Intensivstation. Es wurden verschiedene Möglichkeiten entwickelt und empfohlen, um diesem Versagen zu begegnen. Eine dieser Möglichkeiten sind CCO-Teams. Die Wirksamkeit dieser Teams wurde in verschiedenen Studien schon oft bewiesen, doch die Heterogenität der in den Studien betrachteten CCO-Modelle lässt bisher keine Aussage zu welchen Einfluss rein pflegegeführte CCO-Teams haben.

Warum hast du diese Studie gewählt?

Der Mangel an Intensivbetten setzt sich durch verschiedene Determinanten bedingt auch nach der Covid Pandemie fort. Besonders der Mangel an Pflegefachkräften trägt dazu bei. Dieser Umstand führt zu einer rascheren Verlegung der Patient:innen von der Intensivstation oder der Aufnahme kritisch kranker Menschen auf die Normalstation. Dies führt häufig zu Verschlechterungen des Gesundheitszustandes und der (wieder)aufnahme auf die Intensivstation oder gar zum Tod. Diese Studie soll aufzeigen wie durch pflegegeleitete CCO-Teams die Gefährdung von Patient:innen im Krankenhaus reduziert werden kann. Zudem zeigt sie gut, welche Rolle gut ausgebildete Pflegefachkräfte bei der Sicherstellung der Patientensicherheit einnehmen können.

Erläuterung des Kernthemas

Diese Review betrachtet den Einfluss pflegegeleiteter CCO-Teams auf die Mortalität, die Liegedauer und auf das Ausrufen innerklinischer Notfälle im Vergleich zu nicht pflegegeleiteter CCO-Teams. So soll ein Vergleich mit nicht pflegegeleiteten CCO-Teams ermöglicht werden.

Was wurde untersucht?

Die Fragestellung wurde mit dem PICO-Framework erstellt. Insgesamt sind 10 Studien in die Review eingeflossen. Diese Studien umfassten zusammen insgesamt 72000 Probanden. Als primäres Outcome wurde die Mortalitätsrate betrachtet, als sekundäre Outcomes flossen die Liegedauer sowie das Ausrufen innerklinischer Notfälle ein. Betrachtet wurden Patienten aus internistischen und chirurgischen Stationen mit einem Mindestalter von 14 Jahren. Die Ergebnisse der pflegegeleiteten Teams wurden mit nicht pflegegeleiteten Teams verglichen. In die Review sind lediglich quantitative Studien aufgenommen worden.

Was wurde herausgefunden?

Die Reduktion der Mortalitätsrate betrug bei pflegegeleiteten CCO-Teams über 80 % jedoch mit einer niedrigen statistischen Signifikanz. Eine bessere Signifikanz wies die Reduktion der innerklinischen Notfälle aus. Hierbei sank die Rate um etwa 59 %. Die Liegedauer der Patient:innen ergab uneindeutige Ergebnisse. Eine der gesichteten Studien zeigte jedoch eine signifikant kürzere Krankenhausaufenthaltsdauer der Patient:innen, die unter der Aufsicht eines pflegegeleiteten CCO-Teams standen.

Wie verlässlich sind die Ergebnisse?

Die Form des systematischen Reviews führt zu einer hohen Qualität der Studie. Die beschriebene Methodik lässt sich gut nachvollziehen und führt ebenfalls zu einer guten Verlässlichkeit. Die eingeflossenen Studien werden jedoch durch die Autoren selbst in den Gütekriterien teilweise als schlecht eingeschätzt, was kritisch betrachtet werden sollte. Auch die unterschiedlichen Bedingungen in denen die, in das Review eingeflossenen Studien erhoben wurden, könnten zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen.  Die hohe Anzahl an Probanden lässt dennoch auf eine hohe Glaubwürdigkeit der Ergebnisse schließen.

Wie lassen sich diese Ergebnisse für die Praxis nutzen?

  • Die Einführung von CCO-Teams hat das Potenzial, die Mortalitätsrate, die Aufenthaltsdauer sowie das Ausrufen innerklinischer Notfälle zu reduzieren. Pflegegeleitete CCO-Teams erzielen dabei in ihrer Aufgabe gute Ergebnisse.
  • Der Einfluss von pflegegeleiteten CCO-Teams sollte in Zukunft wissenschaftlich genauer betrachtet werden, um einen besseren Vergleich mit nicht pflegegeleiteten CCO-Teams durchführen zu können. 
  • CCO-Teams funktionieren am besten, wenn sie interdisziplinär gesehen werden. Pflegefachkräfte können dabei ein gutes Bindeglied darstellen und die verschiedenen Akteure passgerecht in den Fall einbinden. 
  • CCO-Teams sind eine gute Möglichkeit, die Expertise von fachweitergebildeten und/oder akademisierten Pflegefachkräften zu nutzen.
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